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Die Hofstory

07.08.2022

Ein Hof im Wandel

Oke Harms

Sein Land. Sein Stall. Seine Gäste. Oke Harms bewirtschaftet mit seiner Frau Sandra einen vielfältigen Betrieb in Prasdorf, an der Ostseeküste Schleswig-Holsteins. Du fragst Dich bestimmt, was ein Landwirt von der Ostsee mit dem Maschinenring Dithmarschen zu tun hat. Wie viele von Euch ist Oke durch QS zu uns gekommen.

Der Betrieb der Familie Harms besteht aktuell aus unterschiedlichen Betriebszweigen. Da ist zum einen die Landwirtschaft mit klassischem Ackerbau und Schweinehaltung. Und zum anderen der Tourismus, den die Familie seit den 1970er-Jahren betreibt. Doch einen dieser drei Betriebszweige wird es bald nicht mehr geben. Warum? Das ist eine Frage, die sich vermutlich aktuell viele Schweinehalter und Schweinehalterinnen stellen.

Wir haben Oke besucht und gefragt, wie der Spagat zwischen Tourismus und der Landwirtschaft funktioniert. Warum er die Entscheidung getroffen hat, sich von den Schweinen zu verabschieden, was ihn trotzdem motiviert und wie seine Zukunftspläne aussehen.

Zwischen Ferien auf dem Bauernhof und klassischer Landwirtschaft: Im Jahr 2000 haben Oke und seine Frau Sandra seinen elterlichen Betrieb gemeinsam mit dem Ferienbetrieb übernommen. Zunächst gab es ein Ferienhaus mit drei Wohnungen und zwei Wohnungen im Haupthaus der Familie. Nach der Betriebsübernahme kaufte Oke ein Stück Land hinter dem Hof, um dort zu wirtschaften. Doch nach und nach kam die Idee, den Ferienbetrieb zu intensivieren und Ferienhäuser auf dem Gelände zu bauen. Seit 2017 stehen hier nun sieben moderne, recht luxuriöse Ferienhäuser, in denen Gäste aus ganz Deutschland ihren Urlaub genießen.

Den Ackerbau betreibt Oke mit seinem Freund, Kollegen und Nachbarn Hauke Klindt zusammen. Alles begann mit einem gemeinsamen Maschinenpark. Doch mittlerweile haben sie einen gemeinsamen Ackerbaubetrieb gegründet, bewirtschaften rund 500 Hektar zusammen und besitzen eine gemeinsame Trocknung. Dabei sind die jeweiligen Höfe der beiden zwar komplett selbstständig, doch vor wichtigen Entscheidungen stehen die beiden nicht alleine. Das hilft oft.

Oke wechselt – vor allem im Sommer – zwischen freundlichem Gastgeber und landwirtschaftlichem Betriebsleiter. Das macht Spaß, fordert aber auch viel Zeit. Einmal in der Woche gibt es eine Betriebsführung für die Gäste. So versucht Oke seinen Gästen die Landwirtschaft nahe zu bringen und in Teilen aufzuklären, welchen Problemen sich Landwirte und Landwirtinnen gegenübersehen. Einblicke in den Schweinestall bekommen die Besucher über ein Video aus dem Tierwohl-Stall. Jedoch muss der Prasdorfer nicht selten Fragen wie z.B. „Warum machst du kein Bio?“ und über den Platz der Tiere beantworten. Seine Antwort ist dann oft: „Natürlich kann es immer besser sein, aber wenn du nichts ausgeben willst, dann bekommst du eben auch nicht mehr. Es müssen nicht 19 Tiere in der Bucht sein, es können auch nur 10 Tiere sein, aber dann kostet es eben auch das Doppelte.“

Zwischen schlechtem Image, schlechten Preisen und wenig Verlässlichkeit. Die wirtschaftliche Lage für Schweinehalter ist heute sehr angespannt. Immer weniger Menschen essen Schweinefleisch, die Haltung hat ein schlechtes Image und auch mit Abnehmern wie der EDEKA finden die Betriebe keinen grünen Zweig. So hat auch Oke erlebt, dass Schweine einfach nicht abgeholt und Verträge nicht eingehalten werden – Situationen, die Verbraucher nicht zu Gesicht bekommen.

Die Entscheidung, die Schweinehaltung aufzugeben, fällt dem Landwirt nicht leicht. Auf die Frage nach seinen Beweggründen antwortete er: „Letztendlich musst du davon leben können und Dinge finanzieren und bezahlen können. Ich glaube, so lange du Geld verdienst, denkst du erst mal nicht großartig über das Abstoßen eines Betriebszweiges nach. Der erste Punkt ist natürlich die preisliche Situation. Der zweite Punkt ist die allgemeine Stimmung und dass die Arbeit einem immer wieder madig gemacht wird. Irgendwann fängt man dann an Dinge zu hinterfragen und sich zu fragen: Was machst du da eigentlich? Dabei spielt der Austausch mit den Gästen auch eine Rolle. Man fängt an sein Handeln in Teilen zu hinterfragen. Auch wenn keiner der Besucher seine Haltungsform stark kritisiert, hinterfragt man sich schon und guckt mal mit einem anderen Auge auf die Tiere. Ich habe nicht das Gefühl, dass die Tiere leiden oder es ihnen schlecht geht. Für mich ist das nach wie vor ok. Klar kann es ihnen aber immer besser gehen – das ist so! Ich glaube aber nicht mehr an die Schweinehaltung. Es wird zwar immer ein paar Schweine geben, aber wenn wir alle weiter machen wird es nicht besser. Letztendlich sind zu viele auf dem Markt. Für die Masse ist das Schweinefleisch vorbei.“

Ein gewisses Gefühl vom Scheitern. Das ganze Thema raubt Oke unheimlich viel Energie. Es ist ein Teil von dem, was er sein ganzes Leben lang getan hat. „Da hängen schon Emotionen dran. Die Entscheidung getroffen zu haben ist jetzt schon schwierig vom Gefühl und wenn dann das letzte Schwein raus ist, wird das bestimmt nicht leicht. Sonst war man immer so voller Elan und es ist für mich persönlich auch ein gewisses Gefühl vom Scheitern dabei. Der Tag wird kommen, an dem ich den Stall abschließe und nicht mehr hingehe. Das habe ich mir natürlich auch mal anders vorgestellt."

Was motiviert Oke trotz oder gerade wegen dieser Situation?
„Der persönliche Ehrgeiz! Ja, es ist schon irgendwie eine Frage mit der Motivation. Also die Situation im Stall raubt mir schon viel Motivation. Ich frage mich, wie es so viele schaffen noch an der Schweinehaltung festzuhalten. Klar, wenn der Stall noch lange nicht abbezahlt ist, hält man wahrscheinlich länger daran fest, als wenn damit nicht mehr so hohe Kosten verbunden sind. Aber je mehr und je länger man daran festhält, desto länger wird ja auch der Leidensweg. Je schneller welche aussteigen, desto eher rechnet es sich wieder für diejenigen, die überbleiben. In der klassischen Landwirtschaft ist es gerade schwer sich zu motivieren."
Mehr Motivation schöpft Oke aus dem Betriebszweig „Ferien auf dem Bauernhof“.
„Das macht schon deutlich mehr Spaß. Es macht Spaß, wenn das läuft, man einen guten Job macht und die Gäste auch immer wieder kommen und gut drauf sind.“ Vor der Ernte unternimmt der Landwirt gerne etwas mit seinen Gästen. Dann packt er z.B. die Männer ein und macht mit ihnen eine Fahrradtour. „Das macht total Spaß sich mit den Leuten zu unterhalten. Als Landwirt sitzt man schon ein bisschen auf seiner Scholle und kommt wenig raus. Wenn man mit den Gästen schnackt bekommt man unheimlich viel mit.“

Oke, was gibst du Berufskollegen und Kolleginnen mit auf den Weg?
„Ich kann jetzt nicht sagen: baut alle Ferienhäuser noch und nöcher. Da steckt eine Menge Fremdkapital drin und letztendlich muss jeder selber wissen was er macht. Vielleicht wäre es ein Rat nicht zu lange zu warten. Ich weiß auch noch nicht, ob es richtig ist was ich mache. So ganz im Reinen bin ich da mit mir noch nicht. Das weiß ich vielleicht erst in fünf Jahren. Letztendlich gebe ich ja nicht meinen Betrieb auf. Es ist ja ein Betriebszweig, den man ändert.“

Seine Ideen und Pläne für die Zukunft:
„Was die Zukunft bringt ist erstmal noch offen. Jetzt braucht es vielleicht ein Jahr bis man eine Idee umgesetzt hat und dann hat man vielleicht auch wieder Elan und Lust etwas mit dem Stall zu machen. Was auch immer – ich weiß es noch nicht.“ 

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