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Die Hofstory

05.01.2023

Dithmarschen Hanf

Dithmarschen Hanf

 

Nis und Maren Thomassek, Dithmarschenhanf

Familie Thomassek und Dithmarschen Hanf: Von einer Idee am Küchentisch zum Herzensprojekt, das unerwartet für Schlagzeilen und ordentlich Aufmerksamkeit sorgte!

 

 

 

Ihre Galloways. Ihr Hanf. Ihr Ermittlungsverfahren. Spätestens seitdem der NDR titelte: „Dithmarschen: Handeln Mutter und Sohn mit Betäubungsmitteln?“ Und RTL noch etwas drastischer wurde: „Knapp sieben Hektar Cannabis: Nutzte Mutter-Sohn-Duo Acker als illegale Drogenplantage?“, ist die Familie Thomassek bei vielen bekannt.

Doch erst einmal von Anfang an: Als Mitglied des MR Dithmarschen darf eine Hofstory über die Familie Thomassek und ihre Geschichte natürlich nicht fehlen. Kurz vor Weihnachten haben wir Nis und Maren Thomassek in Ostermenghusen besucht und sie nach der Idee hinter Dithmarschen Hanf, den offensichtlichen Herausforderungen, ihrem Durchhaltevermögen und ihren Plänen und Ideen für die Zukunft gefragt.

Wie alles begann. Zur Familie Thomassek gehören Mutter Maren und die beiden Söhne Nis und Wilm. Maren ist in Ostermenghusen auf dem landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Eltern geboren und aufgewachsen. Nach dem Tod ihres Vaters wurden die Flächen verpachtet. 1998 zog Maren mit ihrem damaligen Ehemann und ihrem gemeinsamen Hobby, den Galloway-Rindern, zurück auf das elterliche Grundstück. Als Nis ungefähr 13 Jahre alt war, zeichnete sich sein Interesse und Verantwortungsbewusstsein für die Tiere stark ab. Also begannen seine Mutter und er fleißig Tiere dazuzukaufen und in Hausschlachtung zu vermarkten. Letztendlich traf Maren die Entscheidung die elterlichen Flächen zurück zu pachten und auf eine biologische Erzeugung umzustellen. Die Umstellung dauert nun noch rund 1,5 Jahre. Ungefähr zum gleichen Zeitpunkt ist auch der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann Nis mit seiner zweiten Ausbildung zum Landwirt fertig.

Vom Küchentisch zum Herzensprojekt. Aus einer Schnapsidee heraus reifte 2019 der Gedanke Nutzhanf anzubauen. Maren erzählt: „Das war ungefähr zu Beginn der Hanfwelle. Wir dachten – alle suchen Rohstoffe, die werden uns den Hanf aus den Händen reißen. Im Laufe des Frühjahres habe ich mich dann nach den rechtlichen Bedingungen erkundigt und zwei Nutzhanfanbauer besucht. Sie waren sehr hilfsbereit und haben uns viele Tipps gegeben, was wir zu beachten haben und was wir machen müssen bzw. auf gar keinen Fall machen dürfen. Im Grunde haben aber alle gesagt, dass sie ihre eigenen Rohstoffe haben und sie uns nur etwas abnehmen, wenn sie damit nicht auskommen.“ Doch der Plan war gefasst und es wurden 4000m² Nutzhanf angebaut und mit viel Unterstützung von Freunden per Hand geerntet.  Zunächst versuchte die Familie es mit zwei hohen Fasersorten. Diese werden z.B. als Dämmstoff verwendet. Schnell war allerdings klar, dass die Fasersorten zur Zeit kaum wirtschaftliches Potential auf dem Standort haben. Nis erklärt: „Fasersorten kommen hier noch nicht so wirklich in Frage, weil Verarbeitungsmöglichkeiten zu weit weg sind. Das ist logistisch alles nicht wirtschaftlich und auch mit den Maschinen nicht so einfach, da die Hanffasern sehr widerstandsfähig sind.“ Nachdem die Ernte im Herbst 2019 dann trotzdem ohne große Verluste klappte und alle sich ein bisschen eingefuchst hatten, wurden die optimistischen Hochrechnungen erneut gebremst. Es gab keine Abnehmer. Kurzerhand musste eine Lösung her und der Weg in die Eigenvermarktung wurde geebnet. „Anfang 2020 haben wir Dithmarschenhanf, als lebensmittelverarbeitendes Unternehmen, gegründet und sind mit dem Veterinäramt in Kontakt getreten.“

Startschuss für Dithmarschen Hanf. Nachdem alle Auflagen geklärt waren, konnte es also losgehen. Ein Produktionsraum in Marne wurde angemietet, der Heuschuppen mit Folie ausgekleidet und Trockentische aufgebaut, um den Hanf zu trocknen. Es stand also nichts mehr im Weg Hanfsamen, Hanföl, Tee, Kekse und Co. über den eigenen Online-Shop und in verschiedenen Hofläden zu vermarkten. Für die Produktion von Hanfprodukten gelten strenge Regeln. Neben der Kontrolle durch das BLE wird jedes Jahr auf eigene Kosten eine THC-Analyse erhoben. Es gibt einen Sortenkatalog, an welchen die Anbauer und Anbauerinnen sich strikt halten müssen. Diese gelisteten Sorten überschreiten die gesetzliche Grenze von 0,2% THC nicht und werden jährlich 20fach getestet. „Man muss die Etiketten aufbewahren und die Aussaatstärke, sowie die Fläche bis auf vier Nachkommastellen angeben. Dann muss man eine Blühmeldung abgeben, wenn der Hanf in die Blüte geht. Das ist der Zeitpunkt, an dem das THC sich bildet. Wenn zu viel THC drin wäre, dann zu diesem Zeitpunkt. Zusätzlich zum BLE kann auch jederzeit der Zoll unangekündigt kommen und eine Probe nehmen. Sobald die Blühanzeigen beim BLE eingegangen sind, finden bundesweit die Beprobungen der verschiedenen Hanfsorten statt. Wenn man vorher Blüten zupfen will, kann man eine Erntefreigabe beantragen, andernfalls erfolgt nach den Beprobungen und Auswertungen automatisch eine Erntefreigabe“. Die Jahre 2019 bis 2021 verliefen normal und Familie Thomassek probierte viel aus, um die Produktion, den Anbau und die Ernte zu optimieren.

Und plötzlich stand die Kriminalpolizei vor der Tür. Das Jahr 2022 verlief eigentlich auch wie üblich. Anfang/Mitte Mai wurde der Hanf gedrillt und der Hanf wuchs fleißig. Doch dann am 30. August standen plötzlich rund 30 Polizisten und Polizistinnen vor der Tür und der vermeintlich normale Tag wurde zu einem 12-stündigen Polizeieinsatz mit Beschlagnahmung der Felder und der gesamten Rohstoffe.
„Das Feld war im Grunde schon zur Ernte freigegeben. Noch während des Polizeieinsatzes habe ich das BLE angerufen und gefragt, ob es sein könne, dass Nutzhanffelder beschlagnahmt werden. Als Antwort kam, dass so etwas öfter passiere: eine Hundertschaft Polizei umstellt ein Nutzhanffeld, die Beamten und Beamtinnen fragen beim BLE nach und wenn dann  Anbauvertragsnummer, Fläche und Co beim BLE registriert sind, würden sie  wieder nachhause fahren. Ich sagte ratlos: nee, die fahren nicht wieder nach Hause – Die wollen das beschlagnahmen! Stille... Ihre Erntefreigabe ist übrigens in der Post, wurde mir noch gesagt… Sie sind mit der LKA-Drohne über die Felder geflogen und haben sie akribisch ausgemessen und nach Wuchsdichte und Bestandsdichte in verschiedene Parzellen unterteilt. Anschließend sind sie alles mit dem Laufrad abgelaufen (…) Nach einem LKA-Schlüssel haben sie die Anzahl der Proben berechnet und sind hinterher mit 15 Leuten ins Feld (…) Dann haben sie jeweils in einem 2x2 Quadrat alle Hanfpflanzen abgeschnitten und daraus einen Faktor x an Einzelpflanzen rausgeholt und in Papiertüten gesteckt und die Felder beschlagnahmt, deutlich sichtbar mit Polizei-Absperrband. Morgens um halb 10 ging das Spektakel los. Abends um halb 10 waren die Polizisten mit ihrer Arbeit und wir mit den Nerven fertig."  Nicht nur die Pflanzen wurden beschlagnahmt, auch die Rohstoffe, die sich in dem Produktionsraum in Marne befanden wurden sichergestellt. „Das ist schon ein blödes Gefühl. Ein noch blöderes Gefühl ist es, wenn sie dann vor einem selbst ins eigene Haus gehen, damit man auch ja nichts verschwinden lassen kann.“

Nun läuft ein Ermittlungsverfahren gegen Nis und Maren. Der Vorwurf: unerlaubtes gemeinschaftliches Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge – ein Verbrechen mit Haft nicht unter ein Jahr, wie der Staatsanwalt zu Beginn der Durchsuchung klarstellte. Von „Laufen“ kann jedoch nicht wirklich die Rede sein. Seit der Beschlagnahmung haben sie immerhin die Körnerernte unter Polizeiaufsicht erwirken können. Freigegeben ist die Ernte jedoch nicht. „Wir kennen auch andere Hanfbauern, bei denen das Gleiche passiert ist und es sich dort ähnlich lange, oder länger zieht. In einem Fall läuft seit März 2021 ein Ermittlungsverfahren…“ Ein Beschäftigungsverbot wurde den Beiden jedoch nicht auferlegt. Mit dem Branchenverband Cannabiswirtschaft, einem Fachanwalt im Rücken und einer Menge Durchhaltevermögen lässt sich die Familie nicht unterkriegen.

Aufgeben ist keine Option. Auch wenn die Gefahr besteht, dass in diesem Jahr erneut die Polizei auf der Fläche der Thomasseks steht, wollen sie weiter machen. „Auf jeden Fall wollen wir nächstes Jahr weitermachen. Wir sind frustriert aber nicht demotiviert.“ Das Jahr 2023 läuft also hoffentlich beständig. Die Aussaat soll in diesem Jahr etwas früher erfolgen. Die Blütenernte beginnt dann im Juli und dauert ungefähr 1,5 bis 2 Monate. Anschließend geht es Ende August, Anfang September in die Samenernte.

Ihre Ideen und Pläne für die Zukunft.
„Unser nächstes Projekt sind Leinsamen. Das haben wir dieses Jahr auch das erste Mal gemacht und die sind nun wirklich weder Droge noch Novel food. Außerdem streben wir eine siebenjährige Fruchtfolge an – mit Getreide, Raps, Leguminosen, Hanf, Lein, Hackfrüchten und vielleicht Gemüse an. Das ist so der grobe Plan. Dabei wollen wir versuchen den möglichst direkten Weg zum Kunden z.B. über Hofläden zu gehen. Auch die Tierhaltung wollen wir weiter machen. Natürlich wollen wir auch das Unternehmen Dithmarschen Hanf weiter betreiben – rechtlich sind das unserer Meinung nach zwei Paar Schuhe auch wenn die Staatsanwaltschaft das anders sieht. Als Bäuerin darf ich Nutzhanf nur an Gewerbetreibende abgeben, Nis hat das Gewerbe „Dithmarschenhanf“ ordnungsgemäß angemeldet, ich kann nirgends einen Passus finden, der auf mögliche Verwandtschaftsgrade zwischen Landwirtschaft und Gewerbe abzielt. Aus Hanf kann man so vieles machen. Es gibt kaum eine Pflanze, die so vielseitig einsetzbar ist. Die Fasern taugen als Dämmstoff oder feiner verarbeitet als Kleidung, die Schäben mit Kalk vermischt ergeben Baustoffe, die Samen liefern wertvolle Nährstoffe und Öl. Die hanfspezifischen, größtenteils rauschfreie Inhaltsstoffe finden in Medikamenten Anwendung. Die Herausforderung besteht allerdings darin, dass die Großen immer größer werden und wir Kleinen gucken müssen, dass wir in eine Nische passen. Wir versuchen in die regionale Nische zu passen und arbeiten jetzt daran für unseren Hanf eine feste Abnahmebeziehung aufzubauen.“

Auch wenn Nis und Maren meinen sich nichts haben zu Schulden kommen lassen, das laufende Ermittlungsverfahren belastet die Familie. Maren erzählt: „Es kostet eine Menge Zeit, Geld und Energie. Das war hier gerade in puncto Hanf läuft, kostet unendlich viel Energie. Dass sich nichts tut, frisst mich viel mehr an, als ich erwartet habe. Es sind einem so die Hände gebunden. Ich denke mir: Ihr (die Staatsanwaltschaft) habt die Samenanalyse (THC nicht nachweisbar!) von mir bekommen. Ihr habt die Ergebnisse Feldprobenanalysen vorliegen. Warum hören wir einfach NICHTS?“

Gemeinsam mit Nis und Maren hoffen wir, dass das Ermittlungsverfahren eingestellt wird und das Mutter-Sohn Duo ihre Pläne und Ideen für die Zukunft ohne Einschränkungen verfolgen kann! 

Mehr Informationen zu Dithmarschenhanf und ihren Produkten findest Du unter www.dithmarschenhanf.de (aus gegebenem Anlass in Überarbeitung) oder auf ihrer Instagram Seite oder Facebook Seite

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